Pfiffige
Idee:
Landwirt Helmut Otten produziert aus der Milch
seiner 80 Wasserbüffel Badezusatz, Creme
und Lotion.
Foto: Erich Gerten
OBERKAIL.
Innovative Ideen von der Weide: Der 39 jährige
Landwirt Helmut Otten aus Oberkail beschreitet
neue Wege bei der Rindviehhaltung und nutzt deren
Ergebnisse zur Erzeugung kosmetischer Produkte.
Seine Produktpalette ist einzigartig in Westeuropa.
80
Wasserbüffel grasen friedlich auf einer Wiese
in der Nähe des kleinen Eifelortes Oberkail
bei Kyllburg. Ihr Besitzer, Landwirt Helmut Otten
vom nahen Frohnerthof, lehnt sich derweil entspannt
im Wohnzimmer seines Hauses zurück.
Er
berichtet von der Aufzucht der für die Region
ungewöhnlichen Tiere. Auf dem Tisch stehen
Kosmetika, Badezusätze und Hautpflegemittel,
dazu einige Fachbeiträge zum Thema Büffelfleisch
und Büffelmilch, außerdem ein Prospekt
mit dem Titel "Formel 1 Büffelrennen
in Bali".
Auch
wenn die Eifelweiden sicherlich genug Platz böten,
Büffelrennen will Helmut Otten nicht veranstalten.
Sein Anliegen ist die Büffelmilch und die
daraus zu gewinnenden Produkte. Seit drei Jahren
beschäftigt er sich mit der Haltung und Zucht
von rumänischen Wasserbüffeln.
Besondere
Wirkung auf die Haut
Wie
kam's? Die Idee eines Bekannten zur Büffelhaltung
habe er spontan aufgegriffen. Erste Erfahrungen
sammelte er bei einem Besuch in der Schweiz. Dort
wird sogar Emmentaler aus Büffelmilch erzeugt.
Otten knüpfte Kontakte nach Rumänien und kaufte
44 Tiere. Anschließend stand ihm ein rumänischer
Agraringenieur eineinhalb Jahre während eines
Praktikums in Oberkail beratend zur Seite.
Mit
Erfolg, denn das Ergebnis der Zusammenarbeit ist
einmalig in Westeuropa wahrscheinlich sogar
weit darüber hinaus. Herausgekommen sind einerseits
Gewinn bringende Erkenntnisse im Bereich der Landwirtschaft
und der Landschaftspflege, andererseits durchaus
zukunftsweisende Innovationen in einem Bereich,
der mit Landwirtschaft wenig zu tun hat.
Das
kann sich aber ändern. Denn aus der Büffelmilch
produziert Helmut Otten Körperpflegemittel.
"Wir stellen jetzt Creme, Lotion und Badezusatz
her, die offensichtlich mit vielen besonderen
und bisher nicht erforschten, geheimnisvollen
Wirkstoffen versehen ist." Dies alleine ist
schon bemerkenswert und kann mehr als nur eine
Marktnische werden. Helmut Otten erzählt
von weiteren, eher zufällig festgestellten
Anwendungsgebieten.
Beim
Melken habe er bemerkt, dass die Milch eine besondere
Wirkung auf die menschliche Haut besitze. Sie
werde nicht nur geschmeidig. Neben der Pflege
besitze sie offensichtlich heilende Wirkung
bei Hautausschlägen und ähnlichen Beschwerden.
"Mehrere Bekannte, die an Schuppenflechte
leiden, berichten von Linderung ihrer Krankheit,
in einigen Fällen sogar von Heilung. Und
das sogar in Fällen, die bisher mit Cortison
behandelt worden waren."
Dermaßen
überraschende Erkenntnisse sowie Hinweise
bei Internet-Recherchen veranlassten ihn, seine
Bemühungen in diese Richtung auszudehnen.
Allergiker und Leukämiekranke
profitierten von der Milch, weil sie weniger Radioaktivität
enthalte, stand dort zu lesen. "Das war der
eigentliche Anstoß", erzählt Helmut
Otten.
Derzeit ist er dabei, die Büffelmilchprodukte
dermatologisch testen zu lassen.
Die
ursprüngliche Absicht, die Milch zur Herstellung
von Mozarella-Käse zu verwerten, wie dies
die wenigen deutschen Büffelbauern normalerweise
tun, habe er ad acta gelegt und sich auf die Herstellung
von Hautpflegeprodukten konzentriert. In
diesem Bereich betreibt er mittlerweile einen
kleinen Versandhandel.
Die
Büffelmilch wird sofort nach dem Melken tiefgefroren,
um sie zu einer Naturkosmetikfirma nach
Österreich zu transportieren. Zugesetzt werden
Haltbarkeitsstoffe sowie ätherische Öle,
um den intensiven natürlichen Geruch der
Milch einzudämmen. Als Ergebnis kommt die
Lotion und die Creme zurück. Den Badezusatz
stellt Helmut Otten aus getrockneter Büffelmilch
in Eigenregie her. Lediglich das Trocknen wird
von einer Spezialfirma erledigt. Die so erstellten
"b.a.-products" sind im Alleinvertrieb
vom Oberkailer Frohnerthof zu bekommen (b.a. ist
die Abkürzung des lateinischen Namens für
Büffel = bubalus arnee). Für sein Projekt
"Büffelmilch für Wellness und Naturkosmetik"
hat der Frohnerthof ein Zertifikat für die
erfolgreiche Teilnahme am grenzüberschreitenden
"Business Plan Wettbewerb 1,2,3, GO"
erhalten.
Zielgerichtete
Analysen und Beobachtungsgabe
Zukunftsweisende
Innovationen im kleinen Eifelort Oberkail
sind sie entstanden. Der Frohnerthof ist nach
der in der Nähe stehenden Wallfahrtskapelle
aus dem 17. Jahrhundert benannt. Zusammenhänge
können in einer Zeit, in der Esoterik Hochkonjunktur
hat, hergestellt werden, sind aber eher zufällig.
Helmut
Ottens Erkenntnisse basieren auf zielgerichteten
Analysen, verbunden mit einer guten Beobachtungsgabe
und langjähriger Erfahrung im Umgang mit
Tieren und landwirtschaftlichen Erzeugnissen.
Seine
Produkte müssen jetzt nur noch im Wettbewerb
bestehen. Aber die Chancen stehen gut.
HINTERGRUND
BÜFFELZUCHT:
Büffel
gehören zur Gruppe der Rinder.
Weltweit werden 150 Millionen Büffel
gehalten. Diese liefern etwa 10,5 % der
Welt-Kuhmilchproduktion. In Europa
werden etwa 400.000 Büffel
gehalten, vor allem in Rumänien,
Bulgarien und Italien.
In Deutschland gibt es 70 Betriebe. Verwertet
wird das Büffelfleisch, das einen
um 50 Prozent geringeren Cholesteringehalt
hat. Die Fleischfärbung tendiert
ins dunkelrote. Es hat einen wildaromatischen
Geschmack und ist sehr zart.
Büffelkühe geben zwischen 1500
und 2000 Kilogramm Milch im Jahr mit einem
Fettgehalt von 7 bis 8 Prozent. Die Milch
lässt sich zu Mozarella, halbfestem
Käse und Joghurt verarbeiten. Von
großer Bedeutung ist der um 70 Prozent
niedrigere Cholesteringehalt der Büffelmilch
im Vergleich zur Rindermilch sowie ihre
gute Verträglichkeit für Rindermilch-Allergiker.
Auch für Leukämiekranke
wird sie empfohlen.
Büffel sind resistent gegen BSE.
Wasserbüffel werden als fügsam
und zuverlässig, friedlich und gelassen
bezeichnet. Sie sind genügsam und
wenig anspruchsvoll bei der Futterauswahl.